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  • stefanjeichler

Irland, der erste Trip – Dublin und Umgebung

Aktualisiert: 1. Nov. 2021

Seit den Urlaubsreisen in der Kindheit und Jugend sind viele, viele Jahre vergangen. Wir schreiben das Jahr 2001, wenn ich nicht irre. Ich bin 20 Jahre alt, habe meine erste eigene Wohnung hinter mir gelassen, habe eine Freundin und stecke noch ein Stück weit mit dem Kopf im Theater, außerdem studiere hoffnungsvoll bildende Kunst in Maastricht (NL)… und vollkommen überfordert.


Damit wir uns richtig verstehen. Das studieren in den Niederlanden sah für mich etwa so aus: – 6 Uhr aufwachen, fertig machen – ich werde nach Aachen zur Bushaltestelle gefahren – 7:15 Bus nach Maastricht – 8:15 Ankunft in Maastricht – Unterricht und arbeiten bis 18 Uhr – 1 Stunden Pause – 19 Uhr, die Werkstätten der Uni öffnen für die Abendstudiengänge, ich muss diese Zeit nutzen um in meinen Projekten voran zu kommen – 21 Uhr Bus zurück nach Aachen – 22:30 Uhr, Ich bin zurück zu Hause. Während Bob Ross auf Bayern Alpha läuft bereite ich den nächsten Tag vor oder arbeite weiter an den Projekten. 01:00 Uhr, Schlafenszeit…. repeat.

So sah zwei Jahre lang mein Leben aus. Kunst ist nichts dass Feierabend macht. Der Kopf arbeitet immer weiter.


Schon in meinem erste Jahr an der Akademie war ich sehr am Limit, aber die jungendliche Energie und die reichlichen Lebensmittelpunkte haben ihren Dienst getan und mich über Wasser gehalten. Doch dann gab es da diesen Traum.


Es war kein Traum in dem irgend etwas passiert. Es war lediglich eine farbige Version einer Ansel Adams mäßigen Landschaft. Ein knorriger Baum, mit Gewitterschaden, auf einer Klippe, bei regnerischem, diesigem Wetter. Für mich war klar, dieser Traum fand in Schottland statt und dass ich dahin muss. Innerhalb kurzer Zeit konnte ich meine Ersparnisse zusammenkratzen habe noch eine reichhaltige Geldspende von meiner Mutter bekommen und habe mir im Intenet einen Flug bei Ryanair gebucht und ein Bett in einem 12-Bett Zimmer in einem Hostel… in Irland.

Warum Irland, wenn der Traum doch in Schottland stattfand? Ich habe keine Unterkunft und keinen Flug gefunden, damals war das Reisebusiness im Internet noch nicht so weit ausgebaut wie heute. Aber mir war klar, das ich unbedingt weg musste. Mal komplett raus aus allem.


An meinem 21. Geburtstag ging es tatsächlich morgens früh los. Eine Kollegin meiner Mutter, die in ihrer Freizeit Flughafen Transfers anbietet, fuhr mich nach Brüssel zum Flughafen Charloix, denn wie viele Reisende wissen, werden/wurden nur die kleineren Flughäfen von Ryenair angeflogen.

Das gute an kleineren Flughäfen ist eindeutig, dass eins schneller dahin kommt, wo eins hin muss. Leider gibt es auf der Negativ-Seite aber auch das mangelnde Angebot an Unterhaltungsmöglichkeiten (inkl. Restaurants).


Der lange Rede kurzer Sinn, nach etwa einer Stunde Flug war ich in Dublin angekommen. Ich lies mich mit einem Taxi vom Flughafen zum Hostel fahren. Das Brewery Hostel, in der Thomas Street, nur ein paar Häuser von der Guinness Brauerei entfernt. Ich werde nie den Geruch vergessen, der mir in die Nase stieg, als ich aus demTaxi ausstieg. Es war eine Mischung aus warmer Nudelsuppe und Ziegenpipi… so kam es mir damals vor. Es war natürlich der Geruch von warmen Guinness. Ich habe eine weile gebraucht um mich in der neuen Situation zurechtzufinden. Denn es war ja zum einen die erste Reise nach

etlichen, etlichen Jahren, zum anderen das erste Mal in Irland und das erste Mal in einem Hostel. Die Küche lag im hinteren Haus und man musste über einen kleinen Innenhof um dahin zu kommen. Insgesamt wirkte das ganze Hostel wie ein älterer etwas abgegriffenes Irish Pub.


Dunkle Holzvertäfelung prägte das gesamte Bild des Hauses. Es gab auch einen Gemeinschaftsraum mit einem Fernseher und einem PC mit Internetzugang. Ich habe hier verschiedenste Charaktere bei den Backpackern und Travellern gefunden. Die depressive Psychologie Studentin aus Kalifornien die Gedichte in ihr Notizbuch schrieb, asskicking Kevin – den australischen Friseur, der einfach mit zwei Koffern um die Welt reist und sich überall eine neue Anstellung als Friseur sucht, den Litauischen Glückssucher usw…


Dublin City Tour

Ich denke ich bekomme nicht mehr alles zusammen was ich mir in und um Dubliner Umland angeschaut habe, aber letztlich war es auch nur eine Woche, die ich dort war… minus an und abreise bleiben effektiv 5 Tage mit jeweils ein bis maximal zwei Aktivitäten. Vor allem, da ich weitestgehend zu Fuß und mit den irischen Öffis unterwegs war. Ganz klar war für mich z. B. Dass ich bei mindestens zwei bis drei Gelegenheiten im Dubliner Party und Pub Viertel „Tempel Bar“ unterwegs war. Jedoch sind die Getränke und Speisen hier so teuer, dass eins sich als junger Mensch ohne Geld kaum auf die sprichwörtliche Kacke hauen konnte. Die Barkeeper schienen immer wieder knallharte Kerle zu sein, die mit eisernem Blick die Gäste abscannen um zu schauen ob irgend jemand noch etwas bestellen will. Das ganze mit einer versteinerten Miene.

Der erste Rüffel fürn einen jungen Neureisenden kam in dem Moment, als der Blick des Keepers auf mich traf, ich den Blick erwiderte und er auffordernd das Kinn hob. Ich sagte „one Guinness“ in meinem untrainiertem Schulenglisch. Ich war schon froh mich überhaupt getraut zu haben den Mund aufzumachen, aber der Barkeeper öffnete leicht empört und Mund und sagte „one Guinness, PLEASE“. Ich bin im Erdboden versunken vor Scham… und ich kann mir wirklich nicht erklären warum ich kein „bitte“ an meine Bestellung angehangen habe. Vielleicht wollte ich auch nur einen auf tougher weltgewandter Lebemann machen… mit meinen zarten 21. ^^

Trinken in Irland:

Wenn Du etwas von jemand anderem haben willst, dann sei höflich, du Arsch!


Darüber hinaus:

Meiner Erfahrung nach sind selbst betrunkene Iren noch höfliche Iren.

Howth und reallife creepy Pasta

Unwissentlich was die Möglichkeiten der Umgebung sind, habe ich mir am Morgen meines ersten Tages gedacht, ich finde mal heraus was überhaupt Howth ist, denn warum auch immer, aber viele Straßenschilder schilderten es aus. Ich bin also Stadteinwärts spaziert bis zur nächsten Bushaltestelle, und habe mich beim Busfahrer erkundigt wie ich nach Howth komme. Ich folgte seinen Anweisungen und kam gar nicht viel später an.

Busfahren in Irland 1

Wenn Du in Irland an einer Bushaltestelle stehst, musst Du dem nahendem Busfahrer signalisieren, dass Du einsteigen willst, denn ansonsten wird er an Dir vorbei fahren. Er wird davon ausgehen, dass Du auf eine andere Linie wartest. Andere Menschen an der Bushaltestelle haben dafür einfach ihren Arm leicht vom Körper abgewinkelt und den Zeigefinger ausgestreckt, als würden sie auf den Boden vor der Bushaltestelle zeigen.

Es stellte sich heraus, was durch einen Blick auf eine Karte sicherlich einfacher herauszufinden gewesen wäre, dass Howth die kleine Halbinsel über der Bucht von Dublin ist. Wenn Du geneigte Leserschaft nun hier Fotos finden wirst, dann freue ich mich, dass ich sie wiedergefunden haben, denn damals habe ich noch analog fotografiert (aktuell sind es Bilder von Wikimedia). Es gab auch noch kein großartiges Internet im Mobilfunk, also auch kein Google Maps oder andere Informationen. Es gab nur mich, meinen kleinen Reiseführer, eine Touristenkarte von Dublin und die Entdeckerlust. Seltsam heutzutage (2020) von diesen grauen Vorzeiten zu schreiben.

So oder so, Howth war auf jeden Fall einen Besuch wert. Zu finden war hier ein kleiner, gemütlicher Rundweg, der einmal um Howth herum ging. Die Landschaft war typisch irisch mit vielen Wiesen, Büschen und stacheligen, erdnahen Gewächsen. Vereinzelt gab es Bäume, aber zu jeder Zeit gab es einen wundervollen Meerblick. Als ich einmal um Howth herum gegangen war kam ich quasi wieder am Ausgangspunkt aus. Hier war eine kleine Promenade angelegt, auf der man sich niederlassen konnte um den Blick auf das Meer zu genießen, mit seinen herausragenden Inselchen und Felsen.

Zu finden war hier ein kleiner, gemütlicher Rundweg, der einmal um Howth herum ging. Die Landschaft war typisch irisch mit vielen Wiesen, Büschen und stacheligen, erdnahen Gewächsen. Vereinzelt gab es Bäume, aber zu jeder Zeit gab es einen wundervollen Meerblick. Als ich einmal um Howth herum gegangen war kam ich quasi wieder am Ausgangspunkt aus. Hier war eine kleine Promenade angelegt, auf der man sich niederlassen konnte um den Blick auf das Meer zu genießen, mit seinen herausragenden Inselchen und Felsen.


Unweit der Promenade war auch eine kleine Burg bzw. Schloss zu finden, Howth Castle. Dramatische Ereignisse werfen jetzt ihre Schatten voraus (unheilvolle Musik erklingt im Hintergrund). Als Student der feinen Künste konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen ein wenig zu scribblen.


Ich fand also das Schloss und dachte mir es wäre ein schöner Spot um mich gemütlich hinzusetzen und das Schloss zu zeichnen. Im Vorfeld der Reise habe ich mir extra noch einen minimalistischen Aquarellkasten in Reisegröße mit verschließbaren Wasserbechern zugelegt. Gesagt getan. Ich habe mich hingesetzt und fing an zu zeichnen. Es dauerte allerdings gar nicht lange bis ich unterbrochen wurde und sich ein älterer Herr mit schlechten Zähnen, einem Schal in Brauntönen un der klassischen irischen Mütze auf den Kopf, zu mir setzte und mich fragte was ich da mache. Ich antwortete natürlich höflich. Mein deutscher Akzent veranlasste ihn natürlich nachzufragen wo ich herkomme. Auch darauf antwortete ich. Er fragte mich waru ich ausgerechnet „diesen“ Turm zeichnen würde. Ich erklärte ihm, dass es ein herausstechendes Merkmal des Schlosses ist und ich es deshalb in Szene setzen wollte.

Daraufhin fing der Mann mir an die Geschichte des Schlosses zu erzählen, bzw. Die Geschichte, dass die Schlossherrin, die in Vorzeiten hier wohnte in die Ehe gezwungen wurde, zwei Kinder zur Welt gebracht hat und immer wieder in den Turm gesperrt wurde, damit sie sich nicht aus dem Staub macht. Schließlich habe die Frau sich für den Freitot entschieden und im oberen Teil des Turmes erhangen. Eine gruselige Geschichte, erzählt von einem etwas zu aufdringlichen Mann. Ich weiß nicht mehr wie er darauf kam, aber er fragte mich noch nach meiner religiösen Ausrichtung. Er verstand mich nicht, als ich mich als katholisch ausgab… cause people, wir alle wissen von den Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten in Irland. Wäre ich in Nord-Irland gewesen, hätte ich mich als evangelisch ausgegeben. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen feuchten Kericht darauf gebe und mir sowieso die germanische Kultur näher ist als so ziemlich alles andere was die Kirche hierzulande installiert hat.


Eine gruselige Geschichte, erzählt von einem etwas zu aufdringlichen Mann. Ich konnte leider bei den Recherchen für diesen Blogeintrag keine solche Geschichte zu Howth Castle finden. Aber es gibt eine andere Legende zu Howth Castle, die ich EUch nicht vorenthalten möchte. Hier der kleine Auszug aus Wikipedia:

Eine bekannte Legende über die Burg handelt von einem Vorfall, der sich angeblich 1576 ereignet haben soll. Auf ihrer Reise von Dublin wollte die gälische Clanchefin und „Piratenkönigin“ Gráinne O’Malley dem 8. Baron Howth einen Besuch abstatten. Aber man sagte ihr, dass die Familie gerade das Abendessen einnehme, und die Burgtore wurden ihr vor der Nase verschlossen. Als Rache hierfür entführte sie den Enkel und Erben, den 10. Baron. Später ließ sie ihn wieder frei, als man ihr versprach, die Tore für unerwartete Besucher offen zu halten und bei jedem Mahl einen zusätzlichen Platz freizuhalten. Die Nachfahren des Barons halten sich noch heute an diese Vereinbarung. Ich weiß nicht mehr wie er darauf kam, aber er fragte mich noch nach meiner religiösen Ausrichtung. Er verstand mich nicht, als ich mich als katholisch ausgab… cause people, wir alle wissen von den Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten in Irland. Wäre ich in Nord-Irland gewesen, hätte ich mich als evangelisch ausgegeben. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen feuchten Kericht darauf gebe und mir sowieso die germanische Kultur näher ist als so ziemlich alles andere was die Kirche hierzulande installiert hat.


Wie dem auch sei… weil der Mann mich nicht verstand, schien er sofort aufzubrausen. Ich sagte noch zwei mal „christ“… „christian“ hinterher. Das schien ihn zu beruhigen. Mir reichte es auf jeden Fall an diesem Punkt. Ich habe meine Sachen gepackt und habe mich mit einer Ausrede aus der Afaire gezogen. Es war eine kleine Straße zurück zur Promenade, die gesäumt war von dicht wachsenden Bäumen. Und nun Liebe Lesenden, kommt der eigentlich creepy Part. Schon beim zusammen packen meiner Sachen, zogen sich die Wolken über dem Schloss zu und je weiter ich mich vom Schloss entfernte, desto dunkler wurde es. Wir vergessen nicht. Wir haben gerade den 26. Februar. Plötzlich kommt Wind auf. Das auf dem Boden liegende Restlaub wird aufgewirbelt. Als ich am Tor angekommen bin, scheint es mir stockfinster zu sein und der Wind wirbelt die Blätter durch die Luft. Als ich das Gatter passiere schlägt es hinter mir zu. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich schüttele mich und gehe weiter zurück zur Promenade.


Aber noch ein seltsames Ereignis soll mir hier passieren. Später am Tag saß an der Promenade eine attraktive Frau, in einem Schwarzen Kleid mit weißen Punkten und einem breitkrempigen Sonnenhut auf, auf der Brüstung der Promenade. Irgendwie erinnerte mich die Situation an Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffanys. Die Sonne schien, der Himmel war blau und für einen Wintermonat war es angenehm warm. Seltsam genug, nachdem mich eben ein selektives Unwetter vom Schloss vertrieben hat. Ich stand etwa zwei Meter rechts neben der Frau, nach vorne gelehnt an der Brüstung und blickte versonnen über das Meer. Nach einer Weile schaute ich nach links und die Frau war verschwunden. Ich will jetzt nicht ausschließen, dass sie einfach sehr leise und unauffällig aufgestanden und gegangen ist, aber wenn dem so ist habe ich es in kleinster Weise mitbekommen… zudem saß an der Stelle an der die Frau saß nun eine Schwarze Katze mit weißen Flecken im Fell. Ich schwöre bei allem was mir heilig ist, diese Geschichten sind nicht erlogen, ich habe sie in der Tat genau so wahrgenommen. Ich möchte jedoch nicht ausschließen, dass meine jugendliche Begeisterung und überbordende Fantasie mir den einen oder andere Streich gespielt hat.


Dublin City

Jetzt kommen wir zu dem Tag, der mir am wenigsten in Erinnerung geblieben ist. Eigentlich habe ich nur einen Stadtbummel gemacht. Ich bin der Thomas Street in Richtung Innenstadt gefolgt und habe einfach die Stadtansichten genossen. Ich bin in so ziemlich jede Kirche hineinspaziert, habe Grabmale begutachtet und bin schließlich am Trinity College ausgekommen. Hier habe ich mir ein wenig den Kampus angeschaut aber leider die Bibliothek ausgelas


Schließlich gab es noch ein wenig Shopping um Souvenirs für die daheimgebliebenen zu kaufen und natürlich eine kleine Mahlzeit. Ich habe mich auch noch ein wenig im Hafen umgeschaut und ein Stück Brownbread mit warmen Cheddar aus dem Rucksack geknabbert. An dem Tag habe ich gelernt, dass man keine zwei Minuten alleine auf dem Bürgersteig steht, wenn man eine Stadtkarte auspackt. Ich wurde quasi noch während des orientierend auf der Karte angesprochen und gefragt ob ich Hilfe brauche.

Ich würde drauf schwören, dass der Tag im Temple Bar Viertel geendet hat. Die meisten Abende habe ich mit einem Guinness, Kilkenny oder Strongbow beendet. Vielleicht war es auch der Abend an dem ich Kevin ins Pub begleitet habe, als er eigentlich ein Date mit einer Hostel-Mitbewohnerin aus Mexiko hatte. Als meine lange Leitung auch diesen Umstand begriffen habe, habe ich die beiden alleine gelassen.


Kleine Randnotiz aus der Redaktion: Im Hostel gab es auch einen jungen Mann aus Schottland. Ich hatte ein wenig mehr Probleme ihn zu verstehen als die Iren, aber das basierte auf Gegenseitigkeit. Als er mich fragte was ich morgen tun würde, antwortete ich, dass ich nach Monasterboice fahre. Anscheinend verstand er etwas ganz anderes, denn sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und er legte seinen Kopf schräg. „You What?“ fragte er empört zurück. Ich wiederholte meinen Satz und erklärte, dass es sich dabei um eine Klosterruine mit Friedhof handelt. Er atmete sichtlich auf und sagte was er verstanden hat: „I´m going to moisturize boys“.


Ich hatte keine Ahnung was “moisturize“ bedeutet, also habe ich einfach höflich mitgelacht, als sich das Missverständnis aufgeklärt hat. Kurze Zeit später fragte ich Kevin ob er mir irgendwie erklären kann, was der schottische Mitbewohner gesagt hat. Er erklärte es mir und machte dabei eine Fingerbewegung, als ob er eine Sprühflasche betätigte. Ich habe schallend losgelacht.

Für all diejenigen deren Englisch auch nicht das Beste ist. Der missverstandene Satz heißt: „Ich werden Jungs anfeuchten“


Monasterboice Und Newgrange

Ein weiterer Tag in Irland und mein Reiseführer hat mir Monasterboice im Umland von Dublin empfohlen. Eine iroschottische Klosterruine samt alten Friedhof und einem großen Keltic Cross. Monasterboice ist kein touristischer Hotspot, sondern ein scheinbar eher unbekannter Ort, denn es gab keinen direkten Weg dorthin. Ich musste mich ein wenig durchfragen um zu erfahren wie ich dorthin komme. Aber letztlich konnte mir am Busbahnhof geholfen werden. Mir wurde die entsprechende Linie und Haltestelle empfohlen.

Als ich in den Bus einstieg fragte mich der Busfahrer wo ich hin möchte und nannte ihm die Haltestelle. Er sagte, dass das mitten im Nirgendwo sei und fragte was ich dort wolle. Ich antwortete ihm, dass ich die Klosterruinen besichtigen wollte. Daraufhin bot er mir an mich zwischen zwei Haltestellen raus zulassen, damit ich nicht kilometerweit zurücklaufen muss. Denn Monasterboice befand sich mittig an einem enorm langen Feldweg, ziemlich mittig zwischen zwei Haltestellen. Das Angebot nahm ich dankend an.

Tipp: Busfahren in Irland 2

Sagen sie ruhig genau wo sie hinmöchten, viele Menschen werden ihnen ihre Hilfe anbieten. Tatsächlich mitten im Nirgendwo hielt der Busfahrer an, nahm über den Rückspiegel Blickkontakt zu mir auf und sagte „Monasterboice“. Ich habe mich bei ihm bedankt und folgte dem Feldweg, auf der anderen Straßenseite.

Eine Feldwegkreuzung weiter traf ich auf zwei andere Backpacker. Dieser Kontakt war einer der schönsten in dieser Woche. Schon im Moment indem wir aufeinander zugingen, nahmen wir lächelnder Weise Blickkontakt auf, begrüßten uns und über die Frage ob ich auch die Ruinen besichtigen wolle, tauschten wir einfach unsere Eckdaten aus. Wo komme wir her, wie haben die beiden sich die beiden Backpacker kennengelernt…. Spoiler: beim Backpacken! … Wo geht es als nächstes hin, alles klar, Tschüss, weiter gehts. Wenig Inhalt, aber irgendwie mega freundlich, authentisch und dadurch einfach schön. Lustiger weise haben wir uns unabgesprochen, beim reden im Kreis der Feldwegkreuzung gedreht und sind dann einfach weitergegangen.

Der Feldweg war wirklich enorm lang. Nichts als Feld rechts und links und vereinzelt mal ein Baum. Der Himmel war grau, der Wind natürlich kalt, aber für einen Februar dennoch erträglich warm. Lucky me: der Regen blieb aus.

Als ich so den Weg entlang ging, sprang plötzlich ein Monstrum von einem Hund auf die Straße undrannte in einem Affenzahn auf mich zu. Ich erschrak innerlich und machte mich schon auf einen Angriff bereit, als der knapp Kniehohe Schäferhundmischling an mir vorbei rannte, umdrehte und dann Seite an Seite mit mir die letzten dreißig Meter zum Klostereingang ging. Das Tier war unglaublich schön. Hellblaue Augen wie ein Husky aber dreifarbig gecheckt im Fell. Er nahm immer wieder Blickkontakt zu mir auf als wartete er darauf, dass ich ihm irgend etwas zu essen gebe. Tatsächlich folgte er mir durch die gesamten Ruinen. Im übringen waren es offene Ruinen, keine Kriechgänge oder ähnliches. Der Hund, den ich „Boy“ nannte lief ab einem bestimmten Punkt vor und blieb an so ziemlich jedem Höhepunkt der Ruine stehen, so als ob er mich rumführe, wie ein Fremdenführer. Hätte ich etwas essbares dabei gehabt, ich hätte ihm sicher etwas gegeben. Er hat sicher Job immerhin gut gemacht. Monaster Boice ist kein Ort an dem eins Stunden verbringen kann, wenn man nicht gerade jeden Stein umdrehen möchte, jedoch ein klassischer, irischer Seitenstraßenfund. Irland hat mehr vergrabene Schätze im Boden als Fördergelder um diese alle freizulegen und zugägnglich zu machen. Viele Bauern wollen das auch gar nicht, weil sie dadurch viel zu viel Bodenfläche verlieren würden um ihre Felder zu bewirtschaften.

Pavee oder auch Irish Travellers

Wie eigentlich überall, gibt es auch in Irland noch fahrendes Volk. Es gibt etliche selbstgewählte Namen für sie, vermeiden sie also rassistische Wörter und Begriffe! Sie leben in Wohnwägen und Wohnmobilen und Campen wo sie Platz finden. Grundsätzlich ist das wild-campen in Irland möglich, sowohl für Pavee, als auch für Reisende. Jedoch ist das durchaus gefährlich wenn Du auf einem Gebiet campst, dass gerade von Pavee beansprucht wird: Ein Hammerschlag auf den Kopf brachte eine ehemalige Kommolitonin und ihren irischen Partner mehrere Wochen ins Krankenhaus. Glück im Unglück… so ein Hammerschlag hätte auch töten können.


(Link zu einem Vice Artikel über irish Travellers)

Gegenüber von Monaster Boice campierte eine Gruppe von Menschen. Drei Wohnwägen, die im Halbkreis angeordnet waren, ein dampfender Blech Schornstein, aufhängende Wäsche und eine mittig angeordnete offene Feuerstelle zierten hier das Erscheinungsbild. Der Hund schien sich hier in keinster Weise unwohl zu fühlen und ehrlich gesagt habe ich erst nach meiner Reise erfahren was es mit den Pavee auf sich hat. Ich habe sie also einfach freundlich im vorbeigehen begrüßt, worauf mir mit einem mürrischen/skeptischen Kopfnicken geantwortet wurde. Später fragte ich die Frau in ihrem dreckigen, rose Jogginganzug nach dem Weg nach Newgrange, was mein zweites Ziel an dem Tag sein sollte. Sie wies mir grob die Richtung, ich bedankte mich und ging in die Richtung, was genau genommen die Fortsetzung des viel zu langen Feldweges war.


Die Straße machte eine lange Kurve und führte mich an manchen Bauernhöfen vorbei, auf denen anscheinend gerade viel mit Kartoffeln gearbeitet wurde. Irland ist die Kartoffel Insel, was historischen Wert hat, denn die Kartoffel war lange Zeit das Hauptnahrungsmittel der Iren, bis zur großen Hungersnot 1845 bis 1849, bei der eine Millionen Iren (ca. 12% der Bevölkerung) starben und zwei weitere Millionen auswanderten. (Wikipedia Artikel zur Hungersnot in Irland)


Am Ende der Straße kam ich an einem weiteren Bauernhof aus. Boy war stets an meiner Seite. Ich musste mich leider erneut nach dem Weg erkunden, denn wie gesagt, Google Maps war noch nicht auf den mobilien Endgeräten möglich. Ein älterer Mann wies mir den Weg und verriet mir wo ich falsch abgebogen war. Boy, den ich mittlerweile als wilkommene Begleitung wahrnahm, folgte mir wieder weg vom Bauernhof und anscheinend bemerkte der Landwirt, dass ich den Hund gerne um mich hatte. Als ich einige Meter vom Hof entfernt war, hörte ich einen laufen Pfiff und der Hund drehte auf der Stelle rum und lief zurück zum Hof hin zu meinem Wegweiser… . Ich musste also alleine weitergehen, was aber nicht all zu lange dauern sollte, denn als ich nach einigen Meilen wieder an einer Hauptstraße auskam und ich auf der Karte meines Reiseführers verglich wie wenige Millimeter ich zurück gelegt habe… gab ich auf. Meine Energie ging langsam zur Neige und ich musste ja auch noch zurück nach Dublin kommen. Ich entschied mich den Versuch zu wagen zu Trampen. Ich holte meine Blockflöte heraus um zu symbolisieren, dass ich ein harmloser Kerl bin und streckte mit der Flöte in der Hand den Daumen in die Luft. Ich lief dabei weiter in die Richtung, die ich für richtig hielt und wartete kaum mehr als fünf Minuten bis ein VW-Bus anhielt, der anscheinend einem Handwerkerbetrieb gehörte und ein netter Mann mit Sonnenbrille mir den Beifahrersitz anhat. Ich sagte dass ich zurück nach Dublin möchte und er sagte, dass er nach Swords fährt, was ein Vorort von Dublin ist und ich von da aus einfach mit dem Bus bis nach Dublin weiterfahren kann. Ich nahm sein Angebot dankend an.

Wir kamen sofort ins Gespräch und er fragte was ich hier draußen gesucht habe. Ich sagte ihm, dass ich Newgrange gesucht habe und als ich seine Frage verneinen musste, ob ich es gefunden habe, trat er plötzlich auf die Bremse und sagte: Oh no, you were so close (Oh nein, du warst so nahe dran). Er drehte Komentarlos den Bus und sagte, das er mich jetzt dahin fährt. Das musst du gesehen haben, schoss er nach. Tatsächlich fuhr er mich bis zum Tor nach Newgrange wo gerade ein Wachmann damit beschäftigt war die Anlage abzuschließen. Er versuchte noch zu verhandeln, damit ich noch rein darf, aber es war nicht möglich,

denn in Newgrange kann man locker mehrere Stunden verbringen. Bei Newgrange handelt es ich übrigens um eine besondere Art von Hügelgräberm, welche sogar als Nationalmonument zählen. Er entschuldigte sich sogar bei mir und fuhr mich dann nach Swords, bis zur Bushaltestelle. Wer Lust hat die Karte oben zu bemühren, wird feststellen, dass ich mich mit der Strecke ordentlich verschätzt/ überschätzt habe.

Hier liegt jetzt leider ein Schleier des Vergessens über meinen Erinnerungen, denn es folgte noch eine weitere kurze Passage an diesem Tag. Ich weiß leider nich mehr ob es meine Mitfahrgelegenheit war, aber ich meine mich zu erinnern, dass er mich an der Bushaltestelle abgesetzt hat und ich dort aus welchen Gründen auch immer einen weiteren Menschen kennengelernt habe. Ich glaube es war so, dass ich mich an der Bushaltestelle noch ein mal wegen dem Bus in Richtung Dublin City erkundet habe (Busfahrpläne sind meine Hybris!). So oder so, der Mann mit dem ich mich unterhielt fragte mich ob er mir die schöne Kirche und die Reste der Stadtmauer von Swords zeigen soll und ich sagte danken ja. Er musste nochmal kurz zu Hause reinspringen und hätte dann etwas Zeit für mich. Der Bus nach Dublin brauchte eh noch eine Weile. Und so geschah es. Ich bin ehrlich, ich erinnere mich nicht mehr viel an diesen Teil des Tages, denn die Kirche und die Stadtmauer war jetzt keine besonders großes Highlight. Viel wichtiger fand ich einfach wie unheimlich einfach es war in Kontakt zu treten und wie selbstverständlich mir die Mitmenschen ihre Hilfe angeboten haben. Letztlich brachte mich der Mann noch zurück zur Bushaltestelle und blieb so lange bei mir, bis ich in den richtigen Bus eingestiegen bin. Ich bin sehr dankebar für die vielen netten Menschen die mir an diesem wichtigen Tag so viel Unterstützung geleistet haben.


Wicklow Mountains

So, werte Mitmenschen. der letzte Trip für diesen Urlaub steht an und tatsächlich kann ich nicht viel hierzu erzählen, da ich nicht zwingend der begeistertste Wandersmensch bin. Die Wicklow Mountains ist ein kleines Hochland, welches das größte Irlands darstellt. Die Wicklows sind komplett bewaldet und nimmt durchaus eine gute Stange Zeit in Anspruch um mit dem Bus erreicht zu werden.


Eine Ortschaft die sich lohnt angefahren zu werden ist sicherlich Glendalough. Auch ich bin damals mit meinem australischen Kompagnon Ass Kicking Kevin, dem wandernden Friseur, hier gestartet. Aber ich sage es Euch direkt: Ich kann nicht wirklich viel über die Wanderwege sagen. Es hatte leider dann doch einmal geregnet und die Wanderwege gingen deutlich bergauf. Teilweise waren die Wanderwege mit langen Holzbohlen ausgelegt, damit die Spaziergänger und Wanderer nicht dauerhaft im Matsch laufen mussten. Leider waren diese Holzbohlen aber durch die Feuchtigkeit auch sehr rutschig.

Nichts desto trotz sind Kevin und ich ein Stückdes Weges gefolgt und haben den Rundturm besucht, die Klosterruinen und natürlich St. Kevin´s Church. Auch die Ruine der Kathedrale wurde ausgiebig untersucht bis der Weg dann in die Hügel Ging. Wir fanden einen beschaulich blubbernden Wasserfall und unheimlich viele Kröten, Frösche und Leich-Pfützen.


Dem usseligen Wetter war aber geschuldet, dass wir beide nicht unbedingt in der größten Wanderlaune waren. Wir haben eine schöne, Kleine und lohnenswerte Runde gedreht, bis wir uns in einem viel, viel zu feinem Restaurant-Hotel niedergelassen haben und uns mit den billigsten Getränken die Zeit vertrieben haben, bis unser nächster (und ich glaube auch einziger) Bus zurück nach Dublin fuhr.


So, liebe Leserschaft. Soweit reichen meine Erinnerungen noch zurück von diesem ersten Trip, von vor fast 20 Jahren. Fast mein halbes Leben ist das schon her. Während des Schreibens sind mir noch viele der aufgeschriebenen Erinnerungen ins Bewusstsein zurückgespült worden. Viele Gerüche und Gedanken sind zurück gekommen. Irland werde ich sicherlich noch einmal wiedersehen, wenn die Pandemie vorbei ist… aber solange genüge ich mich mit den Erinnerungen an die Vergangenen Reisen.

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