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  • stefanjeichler

Traveljournal Schwedentrip 2021 - Tag 4 - Zum Dreiländereck?!

Sonntag 03.10.22

Stelle Dir vor drei Tage lang ist dein einziges Ziel nordwärts zu fahren… und dann bist Du plötzlich im Norden. Die Mission war bis hier hin sehr klar, aber nun, da ich an meiner Destination angekommen bin, besteht die Qual der Wahl. Das schlimmste und schönste am Reisen und sämtlichen Streaming Diensten. Nach einigem Hadern konnte ich mich aber doch zu einer Entscheidung durchringen. Das Ziel soll heute das Dreiländereck Schweden, Norwegen, Finnland sein. Als Aachener, für den das Dreiländereck Deutschland, Belgien Niederlande zur Heimatkultur gehört, war es quasi ein Pflichtbesuch für mich.



Ich fand online heraus, dass der Wanderweg zum Dreiländereck ca. 15 km lang ist, was wiederum für meinen voluminösen Körper schlicht viel zu viele Kilometer waren, ganz davon abgesehen, dass ich die 15 km auch noch hätte zurück gehen müssen. Zum Glück fand ich online die Möglichkeit mit einem Ausflugsschiff über den See, ganz in die Nähe vom Dreiländereck zu fahren. Vom Anleger aus war es nur noch 30 Minuten Fußweg. DAS wiederum war machbar und sehr in meiner Komfortzone.



Zum Anleger vom Boot waren es 290 km. Ein Fliegenschiss, nachdem eins über 1200 km gefahren ist, um nach Kiruna zu kommen. Frohgemut bin ich also losgefahren und mit der Zeit dachte ich mir, dass die Zeit einfach nicht vergehen will. Was ich unterschätzt habe, war die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den Straßen hier oben im Norden. Nicht zu vergessen: Es gibt keine Autobahnen. Ich tuckerte also von Dorf zu Dorf, zu Dorf und wollte einfach nur Kaffee haben. Es war dieser Moment, an dem mir eine grüne, strahlende Sirene eine Starbucks Filiale anpries. Freudig erregt fuhr ich an die angepriesene Tankstelle. Ich fand zwei Dinge heraus:

​1. Tankstellen sind hier oben mehr eine Art Gemischtwarenladen mit der Option zu Tanken und der Möglichkeit sich für die Wildnis einzukleiden und die Kettensäge nachzuspannen.

2. Starbucks-Filialen sind hier oben nur sehr prominent angepriesene Vollautomaten … egaaaal, Kaffee!



Nach einer langen Reihe süßer Dörfer und viel, viel toller Landschaft und der Begegnung mit diversen Herden Rentieren kam ich letztlich an der finnischen Grenze an. Sie war unbesetzt und ich konnte ohne Kontrolle passieren. Einen Impfnachweis hatte ich natürlich schon auf dem Beifahrersitz bereitliegen. Jedoch war meine Rast hier nicht besonders lang, denn nicht nur die Grenze war unbesetzt, sondern auch das Grenzkaffee mit Souvenirshop. Ich hätte gerne ein, zwei kleine Trolle für Freunde zu Hause mitgenommen. Der restliche Weg zum Ableger sollte also nun in Finnland stattfinden.




Die Landschaft hat sich deutlich verändert. Die unendlichen Nadelwälder wichen mehr und mehr hügeligen Ebenen bzw. Steppen. Anhand der sehr gerade fließenden Straße konnte ich genau beobachten, wie hügelig die Landschaft war. Ich musste immer wieder Hügel hinauf und hinunter fahren und kroch deshalb sehr langsam an den kurzen, kargen Birken vorbei. Tatsächlich wurde mir ein wenig übel so viel wie ich rauf und runter fahren musste. Am Horizont bildeten sich immer deutlicher die blauen Berge ab, die immer näherkamen.





Einige Zeit später kam war ich meinem Ziel schon recht nahe. Diverse Kilometer vor meinem eigentlichen Ziel fand ich eine Tankmöglichkeit, die einem größeren Gebäudekomplex angeschlossen war. Ich fand bei meiner Recherche beim Schreiben heraus, dass es sich dabei um den K-Market Kilpishalli handelte. Eine Kombination aus Supermarkt, Sportgeschäft, Restaurant und Tankstelle. Umgeben sind sehr viele kleine, süße Ferienhäuser. Die Ortschaft heißt übrigens Kilpis, für den Fall, dass der Name noch nicht genug aus dem Namen der Anlage herausgestochen ist.



Der Anleger lag am Fuß eines kleinen Berges. Ich musste ein wenig suchen, um es zu finden, denn es gab im Grunde keine Beschriftung. Ich fand es ähnlich wie einen Geocache… nämlich suchend mit meinem Handy in der Hand. Ich fand jedoch das Boot und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass das Boot nur bis Ende September fährt…. und am heutigen Tage war es Anfang Oktober.




Die 15 km bis an den Dreiländerpunkt zu laufen, hätte ich aber schon aus mehreren Gründen nicht geschafft. Wie bereits erwähnt wäre der Weg zu lang für meinen Fittnesszustand gewesen, es war zu spät am Tage und leider wurde das Wetter immer schlechter. Nicht nur, das fahle licht und die dunklen Wolken machten mich nervös… Die Wolkendecke kam immer tiefer und brandete mittlerweile schon an der Spitze des kleinen Berges an, der hinter mir in den Himmel ragte.




Für mein Verständnis, einem Anfänger mit gerade einmal Wanderschuhen (neu) und einer Wetterfesten Jacke (neu) war diese Situation einfach bedrohlich. Ich fühlte mich nicht mehr sicher. Ich überlegte mir sogar, wie ich dem Wetter nun am besten begegnen sollte. Fahre ich jetzt die mindestens vier Stunden zurück und laufe Gefahr mitten in der Wildnis eine Zwangspause einlegen zu müssen, bis sich das Wetter wieder bessert, oder fahre ich bis nach Tromsø weiter, also mitten durch die Berge, da Tromsø näher schien als Kiruna. Da ich die Landschaft in Richtung Tromsø nicht kannte, aber wusste auf was ich mich einlasse, auf dem Rückweg, machte ich mich also nach einem kleinen Aufenthalt an einem unheimlich schönen See, neben einem schlummernden Boot wieder auf den Rückweg. Ich gestand mir meine Niederlage ein aber wertschätzte Trotzdem das heutige, kleine Abenteuer und der Tatsache zum ersten Mal in Finnland gewesen zu sein.



Zurück im Camp, habe ich mich mit einer Auswahl an feinsten Dosensuppen und Polarbrød in die Gemeinschaftsküche gesetzt um das Feeling eines offenen Küchenlebens zu bekommen. Leider war das gemeinsame Leben in der Küche eher mau… ich schätze ich bin nicht der Einzige, der sich aus bestimmten Gründen in den Polarkreis zurückzieht. Leider waren in der Küche reichlich Allergene vorhanden und meine Nase schlug an. Ich stellte fest, wie sich ein Ehepaar von mir weg setzte. Anscheinend fanden sie mein Schniefen nicht besonders angenehm. Nun gut… ich kann es verstehen.


In der Nacht, bzw. eher am späten Abend, habe ich mich noch in der Hütte weiter beschäftigt. Ich hatte im Vorfeld einer Freundin die Aufgabe gegeben immer mal wieder auf die Webcam der Abisko Sky Station zu gucken und mir Bescheid zu geben, wenn sie dort Nordlichter zu sehen bekommt. Mein Plan war, mich sofort anzuziehen und sofort dorthin zu fahren um dieses (fast) einzigartige Erlebnis einmal live gesehen zu haben. Der langen Rede, kurzer Sinn: Ich bekam eine Nachricht, denn sie hatte etwas grünes auf der Webcam gesehen. Leider hinter einem Wolkenteppich verborgen. Ich checkte sofort die Webcam, aber außer einem leichten grünen Schimmer und vielen grauen Wolken war nichts zu sehen. Ich war hin und hergerissen, ob ich mich anziehen soll und die 100 km Bergaufwärts nach Abisko fahren soll. Es regnete fieseligen Sprühdunst und windig war es dazu. Ich entschied mich dagegen, beschäftigte mich aber den Rest des Abends mit dem wirklichen Aussehen von Nordlichtern, damit ich sie erkennen kann, wenn ich sie dann einmal wirklich sehen sollte. Zudem lud ich mir einen Handvoll Apps herunter, die das Magnetfeld und den Index für Polarlichter zeigten. Ich lernte mehr über Wetterphänomene, als ich wollte, aber spannend war es trotzdem, bei stürmischen Wetter und Regen, in einer kleinen Holzhütte an einem See zu liegen und das nächste Abenteuer vorzubereiten.



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