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  • stefanjeichler

Von der Kindheit bis zum Teenager

Ich gebe zu, besonders viel Auswahl kann ich hier nicht bieten. Meine kleine aber beschauliche Familie ist nicht durch die Weltgeschichte getingelt. Als Aachener haben wir die Niederlande und Belgien direkt vor der Haustüre. Um an einen Strand zu fahren benötigen wir gerade mal drei Stunden. Es gab da mal diesen Familienurlaub am Gardasee, zusammen mit der Familie meiner Patentante. Es muss wohl das Jahr 1983 sein, denn ich bin gerade mal zwei Jahre alt. Entsprechend kann ich mich auch nicht an viel erinnern. Der Zeitpunkt könnte Ostern gewesen sein, denn ich erinnere mich an ein blaues Auto aus dünnem Plastik in dem ein Schokohase sitzt. In Kombination mit diesem Zuckerwerk erinnere ich mich an ein Etagenbett, in dem meine Schwester und ich geschlafen habe. Ich lag übrigens im unteren Bett. Weiterhin erinnere ich mich noch an einen Spielplatz mit Klettergerüsten auf einer verhältnismäßig großen Wiese. Aber da war noch die glücklichste Erinnerung meiner frühen Kindheit:

Ich habe mit Vorliebe Gras aus dem Garten den Bungalows gerupft und in eine metallene Teekanne gestopft. Auch Gänseblümchen durften in die Kanne. Das ganze fand an einem herrlichen Tag statt mit reichlich Sonnenschein und tief blauem Himmel. Ich weiß nicht warum mir gerade diese Szene so klar vor Augen geblieben ist. Aber bitteschön, jetzt habt ihr Anteil daran.


1986 und der große Ozean

Wagen wir einen Sprung nach 1986. Ich bin jetzt fünf Jahre alt. Mein Samenspender hat unsere Familie vor einem Jahr verlassen und meine Mutter packt meine Schwester, mich und unsere Großmutter ein um den ersten „richtigen“ Urlaub zu begeben. Das Ziel war das Städtchen „Katwijk“ an der niederländischen Küste, unweit von Den Haag.

In der Nacht vorher war ich schon wahnsinnig aufgeregt. Ich würde zum ersten Mal einen Ozean sehen. Schon damals schürte in mir eine Begeisterung für besondere Orte… in dem Fall war „der Ozean“ der Ort. Je näher wir kamen, desto hibbeliger wurden meine Schwester und ich. Wann immer ein kleines Fleckchen blau zwischenden Dünen auftauchte haben wir aufgejault. Schließlich sind wir dann einfach an einer günstigen Stelle angehalten und sind über eine Düne drüber gegangen um den Ausblick auf die Nordsee zu genießen.

Untergebracht waren wir in zwei Zimmern bei einer Familie namens „Lümeindong“ (der Name ist falsch geschrieben, da ich nur noch die Aussprache im Kopf habe und wie sie uns die Herbergseltern mit dirigierender Fingergestik beigebracht haben.

Die Herbergseltern hatenn auch Kinder, die meiner Schwester und mir großzügig ihre Asterix und Obelix Comicbücher überlassen haben, die wir natürlich nicht lesen konnten. Aber die Bilder haben schon gereicht abends im Bett. Meine Schwester forderte damals unsere Großmutter allabendlich auf Geschichten aus ihrer Jugend zu erzählen, was sie auch liebend gerne tat.

Vieles von diesem Urlaub liegt an sonsten im Nebel. Ich erinnere mich an eine drohende Springflut, die nur starker Wellengang war, einen Lechtturm, eine Promenade, Fischbrötchen und eine nette alte Frau die mir erzählte, dass Leuchtturm auf niederländisch Vuurhuis heißt (Vuurtoren wäre allerdings korrekter nach einer kurzen Googlesuche).

Mein Großvater ist indes zu Hause geblieben, hat das Haus gehütet und sich von eingelegten Gurken ernährt. Eingelegte Gurken… und das obwohl meine Oma für eine Woche vorgekocht, portioniert und in Vorratsdosen eigefroren hat. Wir waren ein Drei-Generationen-Haus und immer sehr eng miteinader verknüpft.


1987 bis 1992

In den nächsten Jahren ging es dann nicht mehr nach Katwijk, sondern ins zauberhafte De Haan an der belgischen Küste. Fünf Jahre in Folge haben wir hier unseren Sommerurlaub verbracht. 26 Jahre später hatte ich auf beruflicher Ebene das Glück noch zwei Mal De Haan wiederzusehen.

Ich kann nicht mehr sagen wie hoch der finanzielle Aufwand vor 30 Jahren war um in De Haan Urlaub zu machen, doch heutzutage gehört De Haan schon eher zu den Urlaubsstädtchen mit einem gehobenen Preis, sagte mir eine liebe Kollegin, während sie an einem Aperölchen nippte. Nichts desto trotz kann auch hier Urlaub gemacht werden der zu einem schmalen Geldbeutel passt.

De Haan hat eine saubere und großzügige Promenade am Strand mit reichlich Möglichkeiten zum Shoppen und Speisen. Das Stadtinnere ist sehr schön gehalten und hat einen gewissen alten Flair. Es gibt verschiedenste Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und natürlich Boutiquen für Bekleidung. Was ich nirgendwo erblicken konnte waren große Supermärkte. De Haan ist umgeben von vielen Orten die besuchenswert sind und nicht zuletzt ist auch Brügge nicht weit entfernt. Ebenfalls leicht erreichbar ist Callais in Frankreich, von wo aus diverse Möglichkeiten bestehen nach England überzusetzen.

Im Grunde kann hier gut entschleunigt werden. Im Sommer gab es zumindest früher, in meiner Kindheit, reichlich Möglichkeiten an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Das ging vom Musikveranstaltungen an Strand und in der Stadt bis hin zum Feuerwerk über dem Meer.

In meinen letzen beruflichen Besuchen waren wir in einem Einfamilienhaus untergebracht, das zu einer Gruppenunterkunft umgebaut wurde. Neun bis zehn Menschen fanden hier drin Platz. In meiner Kindheit wohnten wir jedoch im Hotel „Bon Accueil“, das damals von Kurt und Katlin geführt wurde. Wie mir später erzählt wurde haben sie das Hotel jedoch verkauft und haben sich einem anderem Objekt zugewandt.

Viele wunderbare Erinnerungen verbinde ich mit dieser Stadt, die ohne den Tourismus vermutlich gar keine Relevanz hätte.


1993 – 1994 Alp(en)traum

Nach etlichen Jahren an der belgischen Nordseeküste wollte meine Mutter mal was anderes sehen. Sie erfüllte sich den Traum von den Bergen. Mit einer schier unendlichen Busreise ging es in das Tiroler Städtchen „Pfunds“. Ich gebe zu, ich weiß nicht viel über Österreich, wenn man mal von den dunklen Jahren des zweiten Weltkrieges absieht, aber wenn eins mir gegenüber Österreich erwähnt, dann sieht es in meinen Gedanken so aus wie Pfunds… was sicherlich nicht der repräsentativste Ort ist, wenn es um ein modernes mitteleuropäisches Land geht.

Noch ein Geständnis muss ich machen. Ich bin kein Fan von Bergen und auch kein Freund von zünftiger Dorfkultur. Pfunds war sicherlich ein Ort an dem ich Spaß hatte, was aber weniger an der lokalen Folklore lag, als an den damaligen Zeitvertreiben. Pfunds ist ein fantastischer Ort für Freunde von Alpenpanoramen, Bergen etc., aber auch für Wanderfreunde und Radsportler. Hier gibt es unzählige Wanderrouten mit verschiedenen Längen zu begehen. Ich weiß auch von einem Klammstieg, samt Hängebrücken und dicken Tauen, die in die Felswand geschlagen wurden. Auch die Nähe zu Samnaun in der Schweiz ist interessant, da hier ordentlich eingekauft werden kann. Ausflugspotential bieten auch umgebene Almen, auf denen abends Hausmusik (Hausmusik nicht Housemusik!) gespielt wird, zum singen und tanzen motiviert wird und reichlich Alkohol und frische, fette Milch ausgeschenkt wird. Für christlich veranlagte Besucher gibt es von Zeit zu Zeit auch die Möglichkeit von Bergandachten, bei denen ein Pfarrer seine Predigt open air hält, während sich die Gläubigen und Touristen im Hangstehen.

Wie in so viel kleinen österreichischen Dörfern, gibt es auch hier gefühlt an jeder Ecke eine Kirche. Schnell kann gelernt werden, dass Kirchen mit spitzen Dächern evangelische Gotteshäuser sind und die katholischen Dächern von Zwiebeltürmen geziert werden. Auch in den Kirchen wird immer wieder Kulturprogramm angeboten. Ich konnte z. B. An einem etwas kühleren Abend einen originalen russischen Don Kosacken Chor genießen.

Samnaun, gleich hinter der Grenze in der Schweiz, ist ein zollfreies Einkaufsparadies. Es wird auch die höchste Einkaufsmeile Europas genannt. Etliche Marken sind hier mit eigenen Shops vertreten, abgesehen von Geschäften für Kaffee, Takab und Alkohol. Es hat den Flair einer Freiluft Duty Free Zone. Natürlich konnte ich es mir als junger Bursche nicht nehmen lassen hier mein Taschengeld für ein original Schweizer Taschenmesser auszugeben.

Für das leibliche Wohl gibt es in Pfunds und Umgebung reichlich viele Restaurants mit handfester Hausmenschenkost. Der obligatorische Kaiserschmarn dürfte nahezu überall zu finden sein. Wir waren mit befreundeten Familien, die wir dort vor Ort kennengelernt haben und die regelmäßig ihren Urlaub hier verbracht haben, gerne in den Restaurants „zur alten Post“ und „die Traube“ essen.


1993 Das Ding mit Mallorca

Wenn Du, geneigte lesende Person, jetzt denkst, dass ich mich nicht ganz auf Pfunds eingelassen habe, hast Du sicherlich recht… aber warte bis ich von Mallorca erzähle.

1993 heißt, dass ich jetzt 12 Jahre alt bin. Da heißt, das Bedürfnis mit Mutter und Schwester zusammen in Urlaub zu fahren verlässt mich so langsam. Vor allem, da die Freizeitbedürfnisse von allen dreien mittlerweile deutlich auseinander gehen.

Can Picafort hieß die Hotelortschaft, die uns hier ein Zimmer geboten hat. Anders als Palma und andere Partyorte konnten hier, zumindest damals, auch Inselidyll und Ausflugsziele bieten. Außerdem traf ich hier meine erste große Jugendliebe. ^^

Anders als die Berglandschaften in Österreich hatte sich diesen Urlaubsort meine Schwester ausgesucht. Ich hatte dem zugestimmt, da ich lieber Meer als Berge haben wollte. Volksmusik mit Akordeon und betrunkene Menschen die auf Tischen tanzen haben mir ein reichlich nachhaltiges Trauma hinterlassen… ohhh ich armer Tor. Als zwölfjähriger war mir noch nicht bewusst, dass diese Balleareninsel das deutsche Mekka für Partysucht, Umtriebigkeit und Kurzzeitunzurechnungsfähigkeit ist.

So oder so. in diesem Teil der Insel war das Partyklime noch eher gemäßigt, zumindest 1993. Es gibt eine Anekdote, die ich nicht vorenthalten will: Meine Schwester, ihres Zeichens heranwachsend und in Sturm und Drang, hatte eine gleichgesinnte kennengelernt und wollte mit ihr zusammen die nahegelegene Partymeile abklappern. Meine Mutter gab dem zähneknirschend nach. Als meine Schwester später am Abend zurückkehrte, erzählte sie begeistert gefühlte Ewigkeiten über die Clublandschaft. Ich wollte einfach nur schlafen und wurde permanent geweckt. ich habe immer wieder „RUHE“ gerufen. Der langen Rede kurzer Sinn… am nächsten Morgen war ich mürrisch und immernoch schlecht gelaunt. Im Aufzug fuhren wir zusammen mit den Zimmernnachbarn in Richtung Lobby. Als die Türen schlossen fragten sie uns: – „Haben sie auch den Idioten gehört, der die ganze Nacht über „RUHE“ gerufen hat?“ -„nein… nein gar nicht. Vielleicht war das ein besoffener auf der Straße“, antwortete ich

Am lebhaftesten erinne ich mich hier an die abendlichen Spaziergänge an der Promenade, den karamelligen Kakao im Hotel und den Spielautomaten mit „Samurai Showdown“. Ein großartiges Spiel.


Robinson Club in Griechenland

Ich müsste nochmal fragen wann dieser letzte gemeinsame Familienurlaub stattfand… Tatsache war aber, das meine Schwester schon nicht mehr mit dabei war. Wobei sie wahrscheinlich eher Spaß am generellen Treiben in einem Robinson Clun gehabt hätte, als ich. Aber ich wusste die Clubanlage zu nutzen und habe neben ein paar Tennis und Windsurfing Stunden an einer Romeo und Julia Aufführung vom Jugendclub mitgespielt und an einem Bühnenbild der Animateur-Aufführung vom Tanz der Vampire mitgewirkt.

Insgesamt haben sich die hiesigen Animateure schon bemüht mich als gelangweilten, pubertierenden Teenager zu bespaßen. Insgesamt war ich aber mit dem Schulhof an neureichen Kindern beschäftigt und wie ich als Kind einer Arbeiterfamilie in den Kreisen der oberen 10.000 zurecht komme. Spoilerwarnung: Nicht soooo gut.

Cluburlaub gibt es in veschiedenen Formen. Letztlich gibt es auch Clubhotels und Clubanlagen an niedrigpreisigen Hotels. Allerdings sind das dann die Anlagen bei denen sich Leute zwei Wochen an den Pool legen und sich mit billigen Fuseln volllaufen lassen (Wie ich in meinem Marokko Urlaub erlebt habe).

Ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen wieviele tausende DM dieser Urlaub meine Frau Maman damals gekostet hat, aber klar ist: Ich würde sowas niemals für mich alleine buchen. Aber es war eine Erfahrung aus der ich viel mitgenommen habe und natürlich habe auch ich links, grüne Socke gleichgesinnte kennengelernt mit denen eins über Götter und Welten reden konnte.

Highlights in diesem Urlaub waren die Ausflüge ins Umland, inkl. Bootsfahrten zu unterspülten Höhlen mit Stalagtiten usw. Jene Ausflüge waren letztlich der Ausschlag für die vielen Touren die ich (leider erst) viele Jahre später unternehmen durfte.

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